Rheinlandliga-Rückblick: Favoritensiege vor Top-Spiel am Mittwoch – Lahnstein: Enkirch suspendiert Ester nach 0:11 – Ex-Essener Yasli bei SG Mülheim
Simmern. Preisfrage: Wer kann den FSV Salmrohr auf dem Weg in die Fußball-Oberliga noch aufhalten? Möglicher Lösungsansatz: der FSV Salmrohr selbst. Denkbare Alternative: die TuS Koblenz II als letzter ernsthafter Verfolger des in der Rheinlandliga um drei Punkte enteilten Spitzenreiters.
Und diese Gelegenheit bietet sich bereits am Mittwoch um 20 Uhr, wenn der Aufsteiger aus der Stadt an Mosel und Rhein den Branchenführer zum Kräftemessen im Nachholspiel auf den Oberwerther Kunstrasenplatz bittet. Gut, es ist zwar vielleicht noch ein bisschen früh in der Saison, um in diesem einen Spiel schon den Meister im Mai 2011 ablesen zu können. Doch die Tendenz in dieser Saison ist schon so eindeutig wie lange nicht mehr. Beide Mannschaften überstanden übrigens ihre Generalprobe vor dem Gipfeltreffen ohne Gegentor, hatten dabei aber ihre liebe Müh und Not.
Der TuS Mayen war beim 0:1 gegen Salmrohr zwar über weite Strecken ebenbürtig, hätte kurz nach der Pause aber auch schon deutlicher hinten liegen können, wenn Andreas Hesslein per Foulelfmeter nicht am glänzend parierenden TuS-Torsteher Alex Müller gescheitert wäre.. „Hier im Nettetalstadion ist es immer hart zu gewinnen“, erinnerte sich FSV-Trainer Robert Jung an so manche Fußball-Schlacht aus vergangenen Oberliga-Zeiten in Mayen. Für dieses indirekte Kompliment konnte sich sein Pendant Niko Foroutan nichts kaufen, der zu Protokoll gab: „Ich habe keinen Unterschied zwischen uns und dem Tabellenführer gesehen.“
Ein Strafstoß spielte auch im rund 21 Kilometer entfernten Burgbrohl eine nicht unwesentliche Rolle: Der Koblenzer Schlussmann Kevin Birk entschärfte beim Stand von 1:0 für seine Farben einen Elfmeter von SpVgg-Angreifer Tobias Wirtz. Nur fünf Minuten später schoss Marvin Vogel den Gegner mit seinem zweiten Treffer ab, bis zum finalen 3:0 gegen dann desillusionierte Brohltaler war es nicht mehr weit. „Wir können froh sein, dass wir am Ende drei Punkte mitnehmen durften“, sagte TuS-Coach Colin Bell.
Elfmeter hatten im Verlauf der zwölften Spielrunde übrigens auch auf anderen Schauplätzen im Rheinland eine tragende Funktion: So durfte die SG Mülheim-Kärlich in der Partie gegen die „Mosella“ aus Schweich gleich zweimal am ominösen Punkt antreten. Einmal war ein Handspiel der Auslöser , das zweite Mal nur 13 Minuten später ein Foulspiel. Den ersten Strafstoß verwandelte der von Rot-Weiss Essen gekommene Eren Yasli, den zweiten nutzte Christian Wiersch kaltschnäuzig zu seinem neunten Saisontreffer und zur zwischenzeitlichen 3:1-Führung – damit war der vierte Mülheimer Sieg in Serie praktisch eingetütet, am Ende hieß es sogar 4:1 für die aufstrebende Mannschaft um Trainer Marco Wagner.
Jimmy Wieber erzielte per Foulelfmeter den letzten Treffer des Tages auf dem Kaiserberg in Linz, genutzt hat es seiner SG Bullay in der Endabrechnung nichts. Knapp mit 2:3 ging die Begegnung beim VfB verloren , danach hing bei der Moselanern der Haussegen schief (siehe Bericht auf dieser Seite).
Das Schützenfest des Wochenendes ging mal wieder mit Beteiligung der SG Eintracht Lahnstein über die herbstliche Bühne. Mit sage und schreibe 11:0 fertigte der SV Dörbach die bedauernswerten Gäste ab – und brauchte dafür noch nicht einmal ein Elfmeter-Geschenk des Gegners oder des Unparteiischen. Keine Frage, dass nicht nur Torhüter Christian Schlosser und Eintracht-Trainer Michael Enkirch nach dem Desaster restlos bedient waren. Enkirch schreckt trotz oder gerade wegen der prekären Lage nicht vor vor personellen Konsequenzen zurück. Nachdem er bereits Michael Ester suspendierte – O-Ton Enkirch: „Er ist ein ständiger Unruheherd, legt sich mit Mitspielern an und weiß alles besser“ – droht auch Christian Meinert der vorzeitige Abpfiff.
Gäbe es da nicht noch die SG Ellscheid, am Sonntag Gastgeber des FC Karbach, als Tabellenletzter, dann hätte Lahnstein auch auf dem Papier den absoluten Tiefpunkt erreicht. Die Alfbachtaler präsentierten sich beim 0:1 beim SV Morbach in der Defensive 80 Minuten lang von ihrer besten Seite, doch dann bescherte der einzige Treffer durch Eloy Campos den sturmschwachen Ellscheidern doch die neunte Saisonpleite. Bei einer derartigen Blockade vorm gegnerischen Tor muss man sich ernsthaft fragen, ob dem Schlusslicht in der misslichen Lage selbst ein Elfer weiterhelfen würde….
Bodo Heinemann
Quelle: Rhein-Hunsrück-Zeitung vom Dienstag, 26. Oktober 2010, Seite 11